Büro Brüssel
Ausgabe
15/2004 29.07.2004
Themen
in dieser Ausgabe: -
EG-Prozesskostenhilfegesetz -
Konsultation zu Tampere |
- Neuer Präsident des EP -
Neubesetzung der EP-Ausschüsse - Der Bürgerbeauftragte - Informationen zu Grün- und Weißbüchern
- In eigener Sache |
Zivilrecht
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Zwischenzeitlich
liegt ein Gesetzentwurf der Bundesregierung zum EG Prozesskostenhilfegesetz
(BT Drucksache 15/3281) vor. Der Gesetzentwurf dient der Umsetzung der
Richtlinie 2003/8/EG des Rates vom 27.01.2003 zur Verbesserung des Zugangs zum
Recht bei Streitsachen mit grenzüberschreitendem Bezug durch Festlegung gemeinsamer
Mindestvorschriften für die Prozesskostenhilfe in derartigen Streitsachen. Die
EG-Prozesskostenhilfe-Richtlinie ist in wesentlichen Teilen bis zum 30.11.2004
umzusetzen. Einerseits soll die Beantragung von Prozesskostenhilfe im Ausland
durch die Einführung von Standardformularen erleichtert werden. Andererseits
sollen Übermittlungs- und Empfangstellen festgelegt werden. Außerdem werden
juristische Personen, die in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union
oder einem Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum
gegründet und dort ansässig sind, mit inländischen juristischen Personen
gleichbehandelt. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung folgt leicht modifiziert
dem Referentenwurf aus dem Frühjahr 2004. Die BRAK hat seinerzeit in ihrer Stellungnahme
die Erweiterung der Prozesskostenhilfe auf grenzüberschreitende Streitigkeiten
ausdrücklich begrüßt.
Gesetzentwurf der Bundesregierung:
http://dip.bundestag.de/btd/15/032/1503281.pdf
Stellungnahme der BRAK zur PKH
Richtlinie:
http://www.brak.de/seiten/pdf/stellungnEurapaAS.pdf
Bericht in Nachrichten aus Brüssel
8/2004:
http://www.brak.de/seiten/html/Nachrichten8aus2004.htm#_Toc26763711
Konsultation
zu Tampere
Das
Tampere Programm soll die schrittweise Einrichtung eines Raumes der Freiheit,
der Sicherheit und des Rechts in der Europäischen Union ermöglichen. Es enthält
politische Leitlinien und konkrete Ziele mit einem entsprechenden Zeitplan. Auf
Wunsch des Europäischen Rates hat die Kommission zweimal jährlich einen
Anzeiger der Fortschritte auf diesem Gebiet erstellt. Nach Ablauf des im
Vertrag festgelegten Fünfjahreszeitraumes, hat die Kommission jetzt eine
Mitteilung vorgelegt, die die Realisierungen der letzten fünf Jahre bei der
Schaffung eines Raumes der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts vorstellt
und künftige Prioritäten aufzeigt. In diesem Zusammenhang strebt die
Europäische Kommission eine öffentliche Debatte über Themen an, die grundlegende
Fragen unserer Gesellschaft betreffen und sich gleichzeitig unmittelbar auf das
alltägliche Leben der Bürger auswirken. Aus diesem Grunde hat die Kommission
eine öffentliche Konsultation eingeleitet. Stellungnahmen können bis zum 31. August
2004 übermittelt werden.
Konsultation der Kommission:
http://europa.eu.int/yourvoice/forms/dispatch.jsp?form=324&lang=DE
Bilanz des Tampere Programms:
http://europa.eu.int/comm/justice_home/doc_centre/intro/docs/com_2004_401_de.pdf
Bericht zu Nachrichten aus Brüssel
12/2004:
http://www.brak.de/seiten/html/Nachrichten12aus2004.htm#_Zivilrecht
Sonstiges
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Die
Abgeordneten des neugewählten EP haben am 20.07.2004 den spanischen
Abgeordneten Josep Borrell Fontelles (SPE) zum neuen Präsidenten des EP
gewählt. Er erhielt 388 von 647 Stimmen. Nach einer Absprache zwischen den
beiden größten Fraktionen, der EVP (Europäische Volkspartei) und der SPE (Sozialdemokratische
Partei Europas) soll Borrell 2007 durch den deutschen EVP-Fraktionsvorsitzenden
Prof. Dr. Hans-Gert Poettering abgelöst werden.
Unter
den 14 Vizepräsidenten des EP befinden sich auch drei Deutsche: Dagmar
Roth-Behrendt (SPD), Dr. Ingo Friedrich (CSU) und Dr. Sylvia-Yvonne Kaufmann
(PDS).
Übersicht der Mitglieder des Präsidiums
des EP:
http://wwwdb.europarl.eu.int/ep6/owa/p_meps.short_list
Neubesetzung der EP-Ausschüsse
Das
EP hat am 22.07.2004 die Verteilung der Abgeordneten auf die verschiedenen
Ausschüsse sowie die Verteilung der wichtigen Positionen beschlossen. Für diese
Legislaturperiode ist ein neuer Ausschuss Binnenmarkt und Verbraucherschutz
geschaffen worden. Dieser übernimmt Aufgaben des bisherigen Ausschusses für
Recht und Binnenmarkt sowie des bisherigen Ausschusses für Umweltfragen, Volksgesundheit
und Verbraucherpolitik. Vorsitzender ist der englische Labourabgeordnete
Phillip Whitehead. Whitehead ist ehemaliger Vorsitzender der britischen
Verbrauchervereinigung und gehörte in der letzten Legislaturperiode dem
Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Verbraucherpolitik an. Erste
stellvertretende Vorsitzende ist die frühere Parlamentsvizepräsidentin
Charlotte Cederschiöld (EVP, S), zweite stellvertretende Vorsitzende ist Zuzana
Roithová (EVP, CZ). Deutschland wird vertreten durch die Abgeordneten Evelyne
Gebhardt, Barbara Weiler (beide SPE), Kurt Lechner, Andreas Schwab und Joachim
Wuermeling (alle EVP) sowie Alexander Graf Lambsdorff (Fraktion der Allianz der
Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE)) und Heide Rühle (Fraktion der
Grünen). Stellvertreter sind André Brie (Konföderale Fraktion der Vereinigten
Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke (GUE/NGL)), Gisela Kallenbach
(Fraktion der Grünen), Klaus-Heiner Lehne, Hartmut Nassauer und Angelika
Niebler (alle EVP) und Dagmar Roth-Behrendt (SPE).
Vorsitzender
des Rechtsausschusses ist wieder der Italiener Guiseppe Gargani (EVP, Forza
Italia). Vizepräsidenten sind der deutsche CDU-Abgeordnete Rainer Wieland, der
Pole Andrzej Jan Szejna (SPE) und die Ungarin Katalin Lévai (SPE). Koordinator
der EVP-Fraktion ist wieder Klaus-Heiner Lehne, Koordinatorin der SPE-Fraktion
ist die Österreicherin Maria Berger. Weiteres ordentliches deutsches Mitglied
ist Hans-Peter Mayer. Stellvertreter aus Deutschland sind Alexander Nuno Alvaro
(ALDE), Hiltrud Breyer (Fraktion der Grünen), Kurt Lechner, Alexander Radwan
und Ingo Schmitt (alle EVP) sowie Dagmar Roth-Behrendt (SPE).
Ein
wichtiger Ausschuss ist ferner der für bürgerliche Freiheiten, Justiz und
Inneres. Vorsitzender dieses Ausschusses ist der Franzose Jean-Louis Bourlanges
(ALDE), den stellvertretenden Vorsitz teilen sich der Italiener Stefano Zappala
(EVP), der Grieche Stavros Lambrinidis (SPE) und der Franzose Patrick Gaubert
(EVP). Deutsche Mitglieder sind Alexander Nuno Alvaro (ALDE), Ewa Klamt,
Manfred Weber und Hartmut Nassauer (alle EVP) sowie Wolfgang Kreissl-Dörfler
(SPE). Stellvertreter sind Evelyne Gebhardt, Martin Schulz (beide SPE) und
Sylvia-Yvonne Kaufmann (GUE/NGL) sowie Cem Özdemir (Fraktion der Grünen) und
Herbert Otto Reul und Rainer Wieland (beide EVP).
Fraktionsvorsitzender
der SPE ist der Aachener SPD-Abgeordnete Martin Schulz. Mit Prof. Dr. Hans-Gert
Poettering (CDU) hat auch die EVP einen deutschen Vorsitzenden.
Fraktionsvorsitzende der Grünen sind Daniel Cohn-Bendit, der diesmal für Deutschland
Mitglied des EP ist, zusammen mit Monica Farassoni (B). Damit stellen drei deutsche
Abgeordnete den Fraktionsvorsitz; ein sehr gutes Ergebnis.
Benennungen in die Ausschüsse des EP:
Hier finden Sie eine Auswahlmaske mit verschiedenen
Suchkriterien aller Ausschüsse des EP:
http://wwwdb.europarl.eu.int/ep6/owa/p_meps.entry?ipid=0&ilg=DE&iorig=&imsg=
Das Amt des Europäischen Bürgerbeauftragten wurde durch den
Vertrag von Maastricht geschaffen. Aufgabe des Bürgerbeauftragten ist es, sich
mit Beschwerden über Missstände in der Verwaltungstätigkeit der Organe und Einrichtungen
der Europäischen Gemeinschaft zu befassen. Bisher galt, dass wenn dem Bürgerbeauftragten eine Beschwerde zuging,
dieser die Eingabe der jeweiligen Institution oder Einrichtung weiterleitete
und um Stellungnahme zu der Beschwerde innerhalb von drei Monaten bat. Im Mai
2004 regte der Bürgerbeauftragte an, Stellungnahmefristen der betroffenen
Institutionen von drei auf zwei Monate zu verkürzen. Rechtsgrundlage dafür ist
die Verordnung (EG) Nr. 1049/2001 (Zugang der Öffentlichkeit zu Dokumenten).
Die Verordnung sieht kurze Fristen für die Antworten des Europäischen Parlaments,
des Rates und der Kommission auf Anträge auf Zugang zu öffentlichen Dokumenten
vor. Die Europäische Kommission hat dem Bürgerbeauftragten jetzt zugesagt, dass
sie die Beschwerden hinsichtlich der Verweigerung von öffentlichen Dokumenten
in einer achtwöchigen Frist bearbeiten werde.
Pressemitteilung Kommission:
Verordnung (EG) Nr. 1049/2001 v. 30.05.2001: http://europa.eu.int/smartapi/cgi/sga_doc?smartapi!celexapi!prod!CELEXnumdoc&lg=DE&numdoc=32001R1049&model=guichett
Bericht aus Nachrichten aus Brüssel 7/2003:
http://www.brak.de/seiten/html/Nachrichten7aus2003.htm#_Toc26763714
Was kann der europäische
Bürgerbeauftragte für Sie tun?
http://www.euro-ombudsman.eu.int./guide/pdf/de/guide_de.pdf
Homepage
des Bürgerbeauftragten:
http://www.euro-ombudsman.eu.int./home/de/default.htm
Grünbücher
sind von der Kommission veröffentlichte Mitteilungen, die zur Diskussion über einen bestimmten
Politikbereich dienen. Sie richten sich vor allem an interessierte Dritte, Organisationen und Einzelpersonen,
die dadurch die Möglichkeit erhalten, an der jeweiligen Konsultation und
Beratung teilzunehmen. In bestimmten Fällen ergeben sich daraus weitere
gesetzgeberische Maßnahmen.
Weißbücher
enthalten Vorschläge für ein Tätigwerden der Gemeinschaft in einem bestimmten
Bereich. Sie folgen zuweilen auf Grünbücher, die veröffentlicht werden, um
einen Konsultationsprozess auf europäischer Ebene einzuleiten. Während in Grünbüchern
eine breite Palette an Ideen präsentiert und zur öffentlichen Diskussion gestellt
wird, enthalten Weißbücher förmliche Vorschläge für bestimmte Politikbereiche
und dienen dazu, diese Bereiche zu entwickeln.
Grünbücher der Kommission seit 1984:
http://europa.eu.int/comm/off/green/index_de.htm
Weißbücher der Kommission seit 1985:
http://europa.eu.int/comm/off/white/index_de.htm
In
eigener Sache
Wegen der Sommerpause in Brüssel
erscheint die nächste Ausgabe der Nachrichten
aus Brüssel wieder am 02.09.2004.
Impressum Bundesrechtsanwaltskammer, Büro Brüssel,
Avenue de Tervuren 142-144, B-1150 Brüssel, Tel: 0032-2-743 86 46, Fax:
0032-2-743 86 56, E-Mail: brak.bxl@brak.be Redaktion und Bearbeitung: RAin Dr. Heike Lörcher, RAin Tanja Struve und RA Wolfgang Eichele LL.M.. |
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